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75 Years of Porsche
Officially approved Porsche Club 4

Wir schreiben das Jahr des 60jährigen Bestehens des Porsche Club Köln e.V. 1953 und es sollte eine Saisoneröffnung der besonderen Art werden – Sonne pur, blaues Meer und wunderschöne Strecken durch noch schönere Landschaften – Cote d’Azur vom Feinsten. Definitiv, die Tour wurde besonders, allerdings ein wenig anders als erwartet …

Die Tour war wahlweise über 4 oder 7 Tage ausgeschrieben, jeder sollte nach seiner Facon glücklich werden können. Am Morgen des 27. Aprils war es dann so weit – 23 Teilnehmer machten sich trotz der wenig optimistischen Wettervorhersage gutgelaunt auf den Weg, um in den kommenden Tagen über 3.000 km unter die Räder zu nehmen. Offizieller Start und Sammelpunkt war Wasserbillig. Dort wurden die Autos günstig vollgetankt und manche Fahrer nutzten die Gelegenheit, um sich mit koffeinhaltigen Getränken auf die 664 Kilometer lange Strecke bis Grenoble vorzubereiten.

Diese wurde in Eigenregie absolviert und führte über Metz, Nancy und Lyon bis zum Chateau de la Commanderie bei Grenoble, dem ersten Etappenziel. Leider zeigte sich das Wetter wenig kooperativ und so waren die Scheibenwischer auf der gesamten Strecke im Dauereinsatz. 70 km vor Grenoble hielt das Wetter dann noch eine besondere Überraschung für uns bereit –auf 500 m über NN und 0°C Außentemperatur fiel der Niederschlag als Schnee und hatte in Windeseile einen weißen Schleier auf die vorbeiziehende Landschaft gelegt. Schneefall Ende April? – das hatten wir anders bestellt! Von WINTER war nie die Rede. Glücklicherweise erreichten alle unfallfrei das erste Etappenziel; die Strapazen der Anreise waren nach dem Genuss eines Drei-Gang-Menüs schnell vergessen.

Am Sonntag stand die erste Tour auf der Tagesordnung. Über die Route Napoleon nach Menton – in das Hotel Napoleon – unserem Stützpunkt für die nächsten Tage. Geplant war Napoleons Sommerroute in entgegengesetzter Richtung zu erfahren. Geplant – denn hier kommt der Faktor Wetter wieder ins Spiel. Dieses zeigte sich zunächst trügerisch versöhnlich – trocken, mit weiß bewölktem Himmel, der sogar einige blaue Stellen durchblitzen ließ. Das konnte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es auf den auf der Strecke liegenden Passhöhen anders aussehen konnte. Eingehende Erkundigungen über Internet und bei dem Hotelpersonal bestätigten unsere Befürchtungen, dass auf einigen Streckenabschnitten 10 Zentimeter Neuschnee gefallen war. So musste unser Tourguide Hartmut zwischen Croissant und Kaffee eine Alternative herbeizaubern. Diese bot sich dann in Form der Winterroute an. In der Hoffnung, nur noch im Rahmen des Routennamens mit dieser Jahreszeit in Kontakt zu kommen, haben wir diese dann mit einigen kleinen Abwandlungen unter die Räder genommen. Je näher wir Menton kamen desto schlechter wurde auch das Wetter. Angeblich ist Menton der wärmste Ort der Cote d´Azur – aber warmer Regen? – naja!

Und so mussten wir uns dann auch gar nicht erst an neue Verhältnisse gewöhnen – wir erreichten das Hotel Napoleon bei strömendem Regen und mausgrauem Himmel – der HERBST läßt grüßen.

Und da man mit Traditionen nicht brechen soll haben wir den „Feier“-Abend feucht-fröhlich mit einem Sektempfang gestartet, schließlich konnte es nur besser werden. Die Tatsache, dass wir nach dem Abendessen im Restaurant Festival Plage, das direkt am Meer liegt, trockenen Fußes ins Hotel gelangt sind, haben wir alle als gutes Omen angesehen.

Der kommende Tag sollte uns auf die Spuren der Rallye Monte Carlo führen. Der geneigte Leser hat den Konjunktiv sicherlich sofort erkannt - sollte. Denn wieder spielte das Wetter eine entscheidende Rolle –die anhaltenden Regenfälle der letzten Wochen hatten einen Erdrutsch verursacht, die geplante Tourstrecke war leider nicht passierbar.

So war unser Tourguide erneut gefordert, die Tour den geänderten Verhältnissen anzupassen. Irgendwann zwischen abendlichem Feiern und morgendlichem Frühstück wurde die Ausweichroute geplant und die neuen Koordinaten im Rahmen eines kleinen Briefings bekanntgegeben. Und dann ging es auch schon los. Die Tour führte uns nach einem kleinen Abstecher über Italien auf die Spuren der „Monte“. Dass aufgrund weiterer Streckensperrungen spontan umgeplant werden musste, fiel dann eigentlich auch nicht weiter auf.

Zwischenzeitlich – man glaubt es kaum – verebbte auch langsam der Regen, es tröpfelte nur noch leicht und es war deutlich heller als die Tage zuvor. Bei verhältnismäßig milden Temperaturen herrschte eine Atmosphäre hoher Luftfeuchtigkeit, die sich in den Berggipfeln teilweise als Nebel niederschlug. Es war ein bizarres Schauspiel, den einzelnen Nebelfeldern dabei zuzusehen, wie sie sich langsamen auf der einen Seite des Berges hochschoben und dann über den Kamm zu fließen schienen.

Während der gesamten Fahrt war Vorsicht geboten, da immer wieder kleine und große Steine auf der Strecke lagen. Zahlreiche Bremsspuren um den Col de Turini herum ließen Rückschlüsse auf deren Ersteller zu: Bei Sebastian Loeb & Friends endeten diese auf der Ideallinie am Einlenkpunkt, bei Hobbyracer & Co des öfteren in den Begrenzungsmauern oder Leitplanken.

Nach der aufregenden Fahrt ging es zum Mittagessen in das Restaurant La Source in Lantosque. Die Küche hat sich ihren „Bip Gourmand“ an diesem Tage wieder redlich verdient und so tauschten wir bei einem Salat mit Ziegenkäse und Filet Mignon die Erlebnisse des Tages aus.

Nach dem Mittagessen hatte es endgültig aufgehört zu regnen. Den Rückweg nutzen einige der Teilnehmer, um noch einen Abstecher nach Monaco zu machen. Nach der Suche eines standesgemäßen Parkplatzes ging es zur Besichtigung durch den Stadtstaat, in dem die Formel 1 schon ihre Schatten voraus warf.

Nach einem überaus günstigem Getränk im Café de Paris ging es zurück ins Hotel von dem sich am Abend kleinere Grüppchen auf die Suche nach einem Restaurant für das Abendessen machten.

Der nächste Tag sollte dank des tollen Wetters nach Plan verlaufen. Zunächst sah es allerdings nicht danach aus, denn die Grand Corniche erlebten wir im dichten Nebel. Doch spätestens am Fuße des Esterell-Massivs hinter Mandelieu-la Napoule lachte die Sonne vom blauen Himmel. FRÜHLINGserwachen !! Endlich das erste echte Friedensangebot von Petrus – die Tour verlief so, wie wir es uns gewünscht hatten, inklusive Picknick am Col de Testanier.

Von dort ging es weiter zur Corniche d‘Or entlang des Esterel Massivs. Hier kamen dann auch die Cabriofahrer auf ihre Kosten.

Die Küstenstraße von Anthéor nach Théoule sur Mer. Wahrscheinlich eine der schönsten Straßen an der Cote d´Azur.

Entlang der Küste kreuzt sie immer wieder die Eisenbahnlinie und lädt mit mehreren Parkbuchten zum Verweilen und Staunen ein. Hinter La Napoule dann Kontrastprogramm: Die Glitzerstadt Cannes empfängt uns zunächst mit Industriebauten. Doch dann der Palast der Filmfestspiele die Croisette und das Ritz Carlton. Wir kämpfen mit Roller- und Harleyfahrern (wobei die Roller deutlich schneller sind) und dem nahenden Feierabendverkehr, bevor es wieder über die Autobahn zurück zum Hotel ging.

Abends trafen wir uns wieder im Restaurant Festival Plage, um noch einmal gemeinsam lecker zu Abend zu essen.

Am nächsten Tag - dem Maifeiertag - galt es für einige von uns schon Abschied nehmen. Für diejenigen, die 7 Tage bleiben wollten, war dieser Tag zur freien Verfügung ausgeschrieben. Die meisten nutzten ihn für Ausflüge nach Menton oder in die nähere Umgebung. Aber welche Wahl auch immer getroffen wurde – eines hatten alle Teilnehmer gemeinsam – SOMMERhafte Temperaturen begleitete ihre Unternehmungen. Spätestens jetzt konnte auch das Orga-Team Dägling tief durchatmen – das war noch einmal gutgegangen – die Tour war nicht, wie zunächst befürchtet, sprichwörtlich ins Wasser gefallen.

Am Donnerstag stand ein letzter Leckerbissen auf dem Programm – dies ist sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne gemeint. Das Roadbook sah die Verdonschluchten als Haupttagesordnungspunkt vor. Einmalige Landschaft, verblüffende Streckenführungen und ein ausgezeichnetes Mittagessen sollten uns erwarten. Entsprechend sparsam fiel dann auch das Frühstück aus. Nach einer kurzen Autobahnetappe bis Cagnes sur Mer ging es wieder hinauf in die Alpes Maritimes. Trockener und warmer Asphalt, die Kurven wurden förmlich aufgesogen. Viel zu schnell erreichten wir unseren Mittagsstop in La Garde. In diesem verschlafenen Ort mitten in der Einsamkeit der Alpes de Haute Provence liegt die Auberge du Teillon. Ein Restaurant, das sich seinen Bip Gourmand immer wieder auf´s Neue verdient. So auch heute. Wir zählten so um die vier bis fünf Gänge die uns aufgetischt wurden. Einer so lecker wieder andere. Wer wollte hier schon weg? Aber es half ja nichts. Die Verdonschluchten lagen noch vor uns.

Hinein in die Fahrzeuge und mitten in die Verdonschluchten. In diese einmalige Landschaft hatten die französischen Strassenbauer eine ebenso einmalige Streckenführung integriert. Nix mit schnell fahren, sondern gucken und staunen war angesagt.

Fuhren wir zunächst durch die Schlucht hindurch, so wand sich die Strasse unmerklich aus den Tiefen hinaus und unversehens standen wir oben und guckten in die tiefen Abgründe hinab und einigen unerschrockenen Kletterern beim Aufstieg zu.

Manchem wurde da vom bloßen Hingucken bereits schwindlig. Nur ungern hinterliessen wir diesen einmaligen Ort. Es ging wieder in Richtung Menton und mitten durch einen riesigen Truppenübungsplatz der französischen Armee. Alles war wie für Porsche geschaffen: Flüssige, gut einzusehende Kurven, trockener und griffiger Asphalt; undenkbar, hier zu bummeln.

Doch leider waren da wieder diese „saucoolen“ Harleys unterwegs, die sich diesmal zu einem riesigen Troß zusammengeschlossen hatten und die gesamte Straße blockierten. Am Ende der Schlange fuhr dann eine Harley an der alles möglich blinkte und leuchtete. Putzig. Hatte man sich dann mühsam durch den Pulk hindurchgearbeitet, wurde man an der nächsten Ortsampel wieder eingeholt und hatte sie alle wieder vor sich. Gott sei Dank bog der ganze Haufen irgendwo bei Montferrat ab und wir konnten die eingefrorenen Turbolader wieder vorsichtig auftauen und die Reifen auf Temperatur bringen. Endlich erlebten unsere Autos die artgerechte Fortbewegung. Die letzten gut 80 Kilometer ging es dann gemütlich über die zum Teil palmengesäumte Autobahn in Richtung Menton.

Unabhängig wie lange die einzelnen Teilnehmer bleiben konnten, alle waren sich einig, dass diese Tour mal wieder „Spitze“ war. Peter Schneider hatte sich als Dank an die Organisatoren Hartmut und Ilona Dägling etwas Besonderes einfallen lassen und einen Bildband mit tollen Fotos der vergangenen Touren erstellt, der den beiden beim Abendessen überreicht wurde.

Ilona & Hartmut Dägling, Gerhard Ross

24.05.2013


24.05.2013